Nachdem wir schon zwei mal in Thailand gewesen sind, war uns der chaotische Verkehr in Asien schon etwas vertraut, allerdings hat der Verkehr in Sri Lanka noch mal alles getoppt. Offiziell einspurige Straßen werden spontan zu dreispurigen Spuren, Roller und Tuk Tuks haben sowieso eigene Regeln, Großstädte, die fast ohne Ampeln auskommen- es war alles noch mal verrückter, als wir es bisher erlebt haben. Um Abbiegen zu wollen, schiebe man sich einfach ganz langsam immer weiter nach vorn, bis notgedrungen alle anderen Fahrzeuge anhalten müssen. Als Fußgänger läuft es dann oft ähnlich ab. Selbstbewusst schrittweise auf die Straße gehen bis alle anhalten. Natürlich besteht eine enorme Geräuschkulisse von permanentem Hupen, laut aufheulenden Motoren der Busse und LKW und das Rattern der Tuktuks.

Innerhalb der Stadt waren wir immer wieder mit dem Tuktuk unterwegs. Noah war anfangs noch etwas skeptisch, dann fand er es meistens ganz gut. Für einige Tage, als wir um Kandy herum unterwegs waren, haben wir uns ein Fahrzeug mit einem persönlichen Fahrer geleistet. Preislich war es mit ca. 40€ pro Tag inklusive Fahrzeug, Fahrer, Sprit, Unterkunft und Verpflegung des Fahrers und sämtliche Kilometer sehr vertretbar. Noah hat während der Autofahrten viel geschlafen, was sehr angenehm war.

Ursprünglich hatten wir geplant, von Kandy nach Nuwara Eliya mit dem Zug zurückzulegen. Daraus wurde aber leider nichts. Am Vortag versuchten wir am Bahnhof, Tickets der ersten Klasse zu reservieren, was aber irgendwie nicht möglich war und wir sollten dann am nächsten Tag welche kaufen. Am nächsten Tag gab es allerdings nur Tickets der 2.Klasse zu kaufen, ohne Sitzplatzgarantie. So sind wir dann zu den Gleisen gegangen, wo uns dann recht zügig ein Mitarbeiter angesprochen hat, der uns mitteilte, dass der Zug Verspätung hatte und noch mal wegen unseres Tickets nachfragte. Für ca. 10€ Aufpreis könnte er für uns Sitzplätze organisieren. Etwas zögerlich stimmten wir zu, schließlich ist die Aussicht, mit einem Baby 3 Stunden zu stehen, nicht allzu schön. Die Verspätung des Zugs nahm immer mehr zu, bis sie schließlich knapp 3 Stunden betrug. In der Zeit haben wir versucht, Noah bei Laune zu halten, mit ihm auf und ab zu spazieren, ihn gefüttert, gewickelt, was man am Gleis halt so macht. Wir haben so einige Leute kennengelernt, zwei Brittinen, die gerade auch auf Weltreise sind, eine Gruppe Deutscher/Österreicher und neben uns ein Paar aus La Reunion.

Der hilfsbereite Mitarbeiter, nennen wir ihn im weiteren der Einfachkeit halber Raschesch, kam irgendwann in zivil auf uns zu, informierte uns teils über neue Verspätungen. Es fühlte sich schon immer mehr danach an, dass wir da jemanden schmieren, damit er uns was Besseres rausholt. Es fuhr schließlich ein Zug ein und das Chaos ging los. Raschesch rannte vor zum Waggon und suchte schnell nach einem freien Platz, rief den Sitznachbarn irgendwas zu, dass sie den Platz freihalten sollten, schickte mich schnell vor, dass ich mich mit Noah setzen konnte. So saß ich bei einer Familie mit im 6er in der 3.Klasse. Zwei Dinge: Es war der falsche Zug und ich war in der falschen Klasse. Raschesch winkte mich schnell wieder raus, weil er den Irrtum mit dem Zug dann auch bemerkte. So langsam sank die Motivation. Wir klärten mit Raschesch, dass wir zwei Sitzplätze in der 2.Klasse bräuchten und so versuchten wir es eine halbe Stunde später beim richtigen Zug noch einmal. Der war jedoch auch ein Reinfall, weil der Zug einfach viel zu voll war. Er sprach noch mehrere Passagiere an, hat ihnen wahrscheinlich einen Teil des Geldes angeboten und das war dann sein Teil der Abmachung. Wir fanden das dann doch reichlich komisch und wollten letztendlich nicht die ganze Fahrt über mit Noah in einem überfüllten, nicht klimatisierten Zug bei 30°Cf mitfahren und haben die Aktion spontan abgebrochen und unsere Zugtickets verfallen lassen, was uns so ca. 3€ gekostet hat und ein Rundumerlebnis war. Letztendlich sind wir am nächsten Tag mit unserem Fahrer die geplante Strecke gefahren und haben auf diesem Wege die Teefelder angeschaut.